Das Verständnis der Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich ihres Demenzrisikos kann Wissenschaftlern helfen, bessere Behandlungsmethoden zu entwickeln.
Ja, Frauen haben ein höheres Risiko, im Laufe ihres Lebens an Demenz zu erkranken. Tatsächlich erkranken fast doppelt so viele Frauen an der Alzheimer-Krankheit, der häufigsten Form der Demenz, wie Männer.
Der Hauptgrund für dieses erhöhte Risiko ist, dass Frauen im Durchschnitt länger leben als Männer. Und das Alter ist einfach der größte Risikofaktor für Demenz.
Ob Männer und Frauen im gleichen Alter gleichermaßen gefährdet sind, ist weniger klar. Einige Studien deuten darauf hin, dass Frauen über 80 Jahren ein höheres Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken, als Männer im gleichen Alter. Bis zu diesem Alter scheint das Risiko jedoch bei beiden Geschlechtern etwa gleich hoch zu sein.
Es gibt auch Studien, die selbst in den ältesten Altersgruppen keinen Unterschied im Demenzrisiko zwischen Männern und Frauen festgestellt haben. Daher ist es schwierig, mit Sicherheit zu sagen, dass Frauen im gleichen Alter ein höheres Risiko haben als Männer.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Geschlecht beim Verständnis des Demenzrisikos keine wichtige Rolle spielt. Es ist wahrscheinlich, dass Männer und Frauen jeweils ihre eigene einzigartige Mischung von Risikofaktoren haben.
Frauen erleben im Laufe ihres Lebens oft ganz andere Dinge als Männer, insbesondere Frauen der älteren Generationen. Einige dieser Unterschiede sind biologischer Natur, wie z. B. Menstruation, Schwangerschaften und Wechseljahre.
Andere Unterschiede hängen eher mit den traditionellen Geschlechterrollen zusammen, z. B. in Bezug auf Bildung, Arbeit und Lebensstil. Viele dieser Faktoren wirken sich auf das Risiko einer Demenzerkrankung aus.
Ein Beispiel ist die kognitive Reserve. Es ist bekannt, dass eine gute Ausbildung und die Möglichkeit einer kontinuierlichen geistigen Stimulation dazu beitragen, eine Demenzerkrankung im späteren Leben hinauszuzögern. In der Vergangenheit hatten Frauen jedoch weniger Zugang zu Universitäten oder langfristigen Karrieren in hochqualifizierten Berufen. Dies hat einige Wissenschaftler zu der Vermutung veranlasst, dass dies ein wichtiger Risikofaktor für Frauen sein könnte.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Männern und Frauen ist in der Genetik zu finden. Ein bestimmtes Gen, die „ApoE4“-Variante, erhöht das Risiko für die Alzheimer-Krankheit erheblich. Fast zwei Drittel der Menschen mit Alzheimer tragen mindestens eine Kopie dieses Gens in sich. Obwohl die Wahrscheinlichkeit, diese Genvariante zu tragen, bei Männern und Frauen gleich groß ist, scheint die Auswirkung auf das Risiko bei Frauen größer zu sein. Warum das so ist, bleibt vorerst ein Rätsel. Dieser Unterschied könnte sich jedoch als entscheidend für die Entwicklung künftiger Medikamente erweisen, die bei Männern und Frauen unterschiedlich wirken.
Traumatische Hirnverletzungen (TBI) sind ein weiterer Risikofaktor für Demenz, bei dem Geschlechtsunterschiede eine Rolle spielen könnten. Frauen scheinen anfälliger für Gehirnerschütterungen und deren langfristige Auswirkungen auf das Gehirn zu sein. Dies hat einige dazu veranlasst, mehr Aufmerksamkeit für die Prävention von Gehirnerschütterungen in Frauensportarten wie Fußball und Rugby zu fordern.
Obwohl wir bereits viel über Demenz wissen, bleibt vieles über die Unterschiede zwischen Männern und Frauen unklar. Frauen leben länger, haben oft einen anderen Lebensverlauf und werden durch genetische und umweltbedingte Faktoren unterschiedlich beeinflusst. Es ist wichtig, dass sich die künftige Forschung auf diese Unterschiede konzentriert, damit die Behandlungen besser auf die spezifischen Bedürfnisse beider Geschlechter zugeschnitten werden können.